Die Collage

macht lebendig
und mutig.

“Ich will aufzeigen, dass klein auch groß sein kann und groß auch klein ist; allein der Standpunkt, bei dem wir bei unserem Urteil ausgehen, muss anders gewählt werden. Ich würde heute die Welt aus der Sicht einer Ameise wiedergeben und morgen so, wie der Mond sie vielleicht sieht.”

- Hannah Höch

Fantastische Bilderwelten

Die Künstlerin Hannah Höch (1889-1978) war eine der wenigen Frauen der Dada-Bewegung. Ihr wird maßgeblich die Entwicklung der Fotomontage zugeschrieben. Sie hat ihr Leben lang für eine „neue Freiheit“ gekämpft, sich nicht in Schubladen stecken lassen und historische Ereignisse in grotesken und fantastischen Bilderwelten verarbeitet.

Sie hatte eine ausgeprägte Leidenschaft für‘s Sammeln. Ihr Fundus, die lebendige Bildsprache und Biografie imponieren mir und inspirieren mich immer wieder aufs Neue.
In meinen Collage-Workshops gebe ich daher Ansätze ihrer Gestaltungs-prinzipien weiter und rege zu eigenen Bilderwelten an.

Und was hat Collage eigentlich mit mentaler Gesundheit zu tun?

Die Collage kann uns zum Gestalten ermutigen, weil wir auf Material zurückgreifen können, das schon da ist.
Dieser besondere Zugang zu unserer Kreativität kann psychische Ressourcen fördern, wie z.B.:

  • Experimentierfreude: Neues ausprobieren, Offenheit entwickeln, etwas dem Zufall überlassen, spielerisch werden

  • Selbstwirksamkeit: auf Vorhandenes zurückgreifen, Entscheidungen treffen, handlungsfähig werden

  • Mut: etwas trennen und neu kombinieren, etwas anders machen als gewohnt, Vertrauen entwickeln

  • Empathie: Elemente integrieren und in Beziehung setzen, Interesse entwickeln, feinfühliges Sehen lernen

  • Akzeptanz: Kompromisse finden, Gegebenes annehmen, flexibel agieren

Collage ermutigt zum Ausprobieren

Mein innerer Garten

Bei dieser Übung* legst du einen inneren Garten an. Im Wechselspiel zwischen Imagination und Intuition auf dem Papier kannst du diesem sicheren Wohlfühl-Ort näher kommen. Du kannst ihn ganz nach deinen Bedürfnissen gestalten. Das kann abstrakt oder realistisch aussehen.
Du brauchst Collage-Material (verschiedene Papiere, Magazine, alte Kalenderblätter usw.), Kleber, Schere und eine Collage-Unterlage deiner Wahl.

1 Stell dir deinen inneren Garten erst einmal von außen vor. Wie groß oder klein ist er? Braucht er eine Umgrenzung, damit du dich geborgen fühlst? Das könnten hohe Sträucher, ein Zaun oder Fluss sein, der ihn umschließt. Oder soll alles weitläufig und offen sein?

Entscheide wie groß deine Unterlage (Papier, Pappe) sein soll. Möchtest du die Außenkante einreißen oder nach oben klappen? Oder willst du die äußeren Seiten nach innen falten damit eine Art Tor entsteht?

2 Nähere dich dem Eingang zum ­Garten in deinem Tempo. Das mentale Spazieren kann sich lebendiger an­fühlen, wenn du dir vorstellst, wie der Kies unter den Sohlen knirscht. ­Vielleicht gehst du auch barfuß auf weichem Grund.

Wie sieht der Boden in deinem Garten aus? Das kann eine erste Papierschnipsel-Schicht (über das gesamte Bild) aus verschiedenen Elementen sein oder der untere Bereich auf deinem Bild. Halte hierfür Ausschau nach Strukturen und Texturen, die deinen Füßen gefallen würden.

3 Bevor du eintrittst, kannst du Gepäck ablegen: Gibt es Gefühle oder Gedanken von denen du dir eine Pause wünschst? Entscheide dich bewusst welchen du davon im Garten noch Raum geben möchtest.

Du kannst die Gedanken und Gefühle, die draußen bleiben sollen auf ein Extrablatt aufschreiben und beiseite legen oder dafür symbolhafte Bildausschnitte finden, die du vorläufig in einen Briefumschlag packst.

4 Lasse deinen Blick über die Anlage schweifen, in der alles so wächst, wie du es dir wünschst. Gibt es hier Wiesen oder Beete? Welche Farben nimmst du wahr?

Jetzt ist es an der Zeit deinen Garten zu bepflanzen. Achte auch hier wieder auf deine Bedürfnisse. Möchtest du es ruhig oder wild, aufgeräumt oder durcheinander? Du kannst Papiere entweder reißen oder schneiden, übereinander schichten oder nur wenige ausgewählte Elemente nebeneinander anbringen, kleinteilig oder großflächig arbeiten. Wähle die Farben aus, die dir gut tun und Freude bereiten.

5 Denk an eine angenehme Sinnesempfindung, während du das Grundstück betrittst. Vielleicht strömt dir der Duft von Kräutern oder Blüten ­entgegen oder durch die Baumkronen fällt wärmendes Licht?

Füge Details hinzu, die deine Sinne anregen. Das kann eine besondere Haptik von Papieren sein, Strukturen oder Farben. Vielleicht findest du auch ein gutes Symbol für deine Geruchsvorstellung.

6 Suche dir deinen Lieblingsplatz. Das mag an einem Teich, in einer ­Hängematte oder auf den kräftigen Wurzeln eines Baumes sein. Mache es dir bequem. Es könnten dort Vögel oder Blätterrauschen zu hören sein. Verweile hier so lange wie du es möchtest.

Jetzt kannst du dich selbst verorten. Gestalte einen Ort im Garten, an dem du gerne verweilen möchtest. Das kann eine alte Holzbank oder ein Gartenhaus sein. Bevor du aufklebst, kannst du ausprobieren, wo du dich wohl fühlst, in dem du deinen Bildausschnitt (z.B. die Holzbank) an unterschiedlichen Stellen auf dem Papier vorläufig ablegst.

* Die Inhalte der Imaginationsübung nach Luise Reddemann habe ich der Psychologie Heute entnommen, teilweise verändert und mit Impulsen zur Collage-Arbeit ergänzt.