Die Linie

Zeichnen, um zu spüren –
Zeichnen, um zu sehen

Die Arbeit mit der Linie ist unglaublich vielfältig. Lösen wir uns von der rein darstellenden Funktion, kann das Zeichnen frei, intuitiv und improvisiert sein und so auch unser Umgang damit.

Dem Gefühl folgen

Über den Kontakt zu Stift und Papier kannst du in Kontakt mit dir selbst kommen. Denn Zeichnen sensibilisiert die Wahrnehmung und öffnet deinen Blick nach innen wie nach außen.

Mit dieser besonderen Art der Aufmerksamkeit kommst du ins Gestalten und ins Fühlen. Was bewegt und was beruhigt dich? Was berührt dich? Finde es heraus und staune.

Im Augenblick sein

In unserem oft überreizten Alltag kann Zeichnen dabei helfen, die Gedanken zu beruhigen und für eine innere Ordnung zu sorgen.

Mit wenig Zeichenmaterial und leicht anzuwenden, kannst du dich mit der Linie auf das Wesentliche konzentrieren, Entspannung erfahren oder ganz präsent im Moment sein.

Probier es mit der nachfolgenden Zeichenmeditation direkt einmal aus!

Zeichenmeditation

“Es gibt eigentlich kein ‘außen’ mehr.
Es gibt nur mehr ‘innerhalb’ und ‘Verbundenheit’.”
Malte Spohr

Das gleiche Prinzip lässt sich (wie auf dem Bild) natürlich auch in der Vertikalen anwenden. Von oben nach unten zu zeichnen hat einen ganz anderen Effekt auf uns als von links nach rechts. Beobachte mal!

Material Ein weicher Bunt- oder Bleistift kann die Entspannung unterstützen,
ein Fineliner die Konzentration, Papier A5 Zeit 20 Minuten

Der Künstler Malte Spohr hat für sich die Möglichkeiten der parallel gezogenen Linien entdeckt. Von oben nach unten zieht er horizontale Linien, die er an manchen Stellen unterbricht. So entstehen Leerräume, Schwünge und Rhythmen.*

Vorgehensweise
Sorge für einen ungestörten Zeichenort und nimm dir ca. 20 Minuten Zeit. Lege das Papier oder dein Skizzenbuch im Querformat vor dich hin. Ziehe, links oben beginnend, eine horizontale Linie bis zum rechten Blattrand.

  • Versuche beim Zeichnen einen Zustand zwischen größtmöglicher Aufmerksamkeit bei gleichzeitiger Gelassenheit zu erreichen

  • Erlaube dir an manchen Stellen dem Impuls nachzugehen, die Linie kurzzeitig “abreißen” zu lassen.

  • Anstatt diese Lücken zu kontrollieren, variiere mit dem Druck aus deinem Handgelenk, sodass die Linienführung tatsächlich aus deiner Hand kommt und nicht aus deinem Kopf.

Arbeite dich so Linie für Linie auf dem Papier nach unten. Achte dabei auf deine Atmung. Wenn wir sehr fokussiert sind, atmen wir meistens zu flach.
Lass in kleinen Pausenmomenten zudem deinen Blick immer mal wieder durch den Raum wandern, um sich von dem starken Fokus zu erholen und bewege deine Schultern und dein Handgelenk durch.

PS: Falls du auf die Website von Malte Spohr geschaut hast und dich die akuraten Linien eingeschüchtert haben – Er arbeitet mit einem Lineal und meist in mehreren Schichten. Da wir hier aber nur seine Grundtechnik für eine meditative Zeichenerfahrung übernehmen, empfehle ich für das eigentliche Erlebnis dringend bei der freien Handzeichnung zu bleiben.

*Thiele, C.: “Malte Spohr – Es gibt kein ‘außen’ mehr”, in Musuem Folkwang anlässlich der Ausstellung: “Zeichnung als Prozess. Aktuelle Positionen”, Kehrerverlag, 2008.

Falls du Lust hast, direkt weiter zu zeichnen, gibt es hier noch eine weitere Zeichenmeditation.